Geschlechtsspezifische Medizin wird zum Thema in der Politik

Der Bundesrat wird einen Bericht zur möglichen Benachteiligung von Frauen in der Gesundheitsversorgung erarbeiten. Der Nationalrat hat am Donnerstag 18. Juni 2020 ein entsprechendes Postulat von Laurence Fehlmann Rielle (SP/GE) mit 113 zu 69 Stimmen angenommen.

Fehlmann kritisierte, die Leiden von Frauen würden häufig nicht ernst genommen. Zudem würden Forschungsprojekte und klinische Versuche allzu oft ausschliesslich mit Männern durchgeführt. Dies führe zu Empfehlungen, die den Bedürfnissen von Frauen nicht entsprächen, und zur Verschreibung von Medikamenten, die für bestimmte Frauen ungeeignet seien. In der Medizin werde immer noch der Mann als Prototyp betrachtet.

Der Bundesrat hat sich bereits vor der Behandlung des Postulats im Nationalrat bereit erklärt, in einem Bericht darzulegen, inwiefern Frauen in der medizinischen Forschung, Prävention und Versorgung benachteiligt werden. Es sei unbestreitbar, dass es in diesem Bereich Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern gebe, sagte Bundesrat Alain Berset. Diese seien sowohl auf biologische, als auch auf soziale Faktoren zurückzuführen. In der Schweiz fehle aber eine Übersicht über die Evidenz, die bereits getroffenen Massnahmen und über die Empfehlungen, wie die Situation verbessert werden könne. Berset wies allerdings darauf hin, dass nur ein kleiner Teil der möglichen Massnahmen in der Kompetenz des Bundes liege. Ein Bericht zum Thema könne aber als Grundlage für die Ausarbeitung konkreter Massnahmen mit verschiedenen Akteuren dienen.

Postulat Fehlmann: https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20193910